Leseprobe aus „Vom Verlassen des Paradieses”
Vom Verlassen des Paradieses
Gott gefällig trinkt Adam im Paradies ein Bierchen ums andere mit ihm. Ihre alltägliche Bedürfnislosigkeit wäre beinahe schon langweilig, wären da nicht immer wieder die Kassiber von Eva: irdische Zeugnisse aus verschiedenen Zeiten von tierischen Boten überbracht. Adam schmachtet derweil nach Evas Brüsten, während Gott die Welt nicht mehr versteht. Im Paradies bahnt sich eine Krise an.____________________
»Vom Verlassen des Paradieses« kennzeichnet in einer Art Zeitraffer eine Matrix um die andere. Die Menschheit ist in Gefahr, wenn nichts Entscheidendes geschieht.
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Vorrede
WAS GESCHAH NACHDEM
der Apfel gegessen war?
Es gibt nichts zu berichten. Denn das Wahre wurde uns niemals ohne Fälschungen berichtet. Im Urgrund allen Seins liegt ein gänzlich anderes Geschehen verborgen. Das Wissen darum wurde den meisten von uns vorenthalten.
Vielleicht war ihre Geschichte, die von Adam und Eva, nur eine Druckplatte für die menschliche, nachfolgende Spezies, von wem auch immer gefertigt; eine vorläufige Matrix, in der die Kriege in der Zukunft stattfanden, die sie ab da nur in der Vergangenheit erleiden konnten. Alle Vorhersagen leiteten sich vom Stattgehabten ab. Aus dem Geistwesen Mensch, der im Hier und Jetzt Wirklichkeit auszusenden wusste, wurde ein in Materie verdichteter Mensch mit einer DNA als fraktale Antenne. In diesem Niedergang wurde er zu einem bittenden, bettelnden und betenden Wesen, vor dem sich ein falscher Gott aufbaute. Damit nahmen die Vorkommnisse ihren Lauf, die eine Simulation an die nächste reihten …
Und Eva sprach zu ihrem Adam:
»Bei unserer Pistis Sophia: Egal, was wir anstellen: Tun wir es!«
Es gab Geschehnisse in Folge. Irgendwann notierte man die Epoche der Tarzanianer. Recht bald schlossen sich die Darwinianer an, um unsere Abstammung plausibel zu grundieren. Der Mensch sollte sich als besseres Tier verstehen und sich über seinen Körper definieren. »Homo homini monstrum«, schrieb Victor Hugo 1831 in seinem Roman »Der Glöckner von Notre-Dame«.
Auffällig in der Rezeptur der Geschichtsnotationen sich befleißigender Schreiberlinge war, dass man das göttliche Wesen, den Menschen, abschaffte und ihn durch ein Monster ersetzte. Die Definition als Kunstgriff. Zudem wurde ihm zu seiner Ausbeutung, Steuerung und Verwaltung eine Person zugeteilt, wegen der der Mensch begann, sich mit der ihm zugeteilten Spielfigur, seiner Person, zu verwechseln. Mit weitreichenden Folgen. Es ließ nicht lange auf sich warten, bis sich die Transhumanianer am Ziel ihrer Wünsche glaubten.
Ein seltenes Dokument »Vom Verlassen des Paradieses« gewährt uns einen außergewöhnlichen Einblick in die HochZeiten unserer beiden Altvorderen; Hoch-Zeiten, in denen es Adam, wie auch Eva gut miteinander erging. Wir begegnen sowohl wundersamen Gedanken und Assoziationen, wie auch einer Sprache, die die gewöhnlichen Konnotationen sprengt und uns in neue Dimensionen entführt: in die alte und somit ursprüngliche Welt der Liebe. In dieser Vielfältigkeit bleibt es nicht allein bei der Namensgebung unserer Protagonisten Adam und Eva; vielmehr folgt sie der Lust am Spiel. Doch lesen Sie selbst!
Und vielleicht fragen Sie sich letztlich:
Bin ich am Ende noch der oder die, wie im Anfang?