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Leseprobe aus „Confessio Liberalis”

Confessio Liberalis

Ehe die Augen sich schließen,
ehe sie brechen,
ehe der Mund klafft
ohn all Atem

dann

wenn der Leib, so verlassen
allein bleibt,
ohne beseelende Kräfte
verwesend
oder zu Asche verbrennend

eine Rose zu haben,
ihr innerstes Freuden-Geschenk doch zu teilen,
wie jedes Blatt an das nächste
sich nachbarlich zärtlich verschenkt,
um den unirdisch duftenden Schoß
- ja doch -
den Klängen des Himmels zu öffnen#
dieses Sich-Lehnen
der Schwester an Schwester

eine des Liebens unwissende Liebe

ach, leuchtend,
ein letztes Denkmal der Unschuld


Ja, aber dann
Steine in beiden Händen zu halten

da die Erde
zu kalt ist,

da das Wasser
zwischen den Fingern verfließt

da die Kerzenflamme zu Häupten
alles An-sich-nehmen verweigert

als vorausgeschicktes Signal
undeutbare Botschaft verkündend

dann aber, wenn die Luft aus der Brust
heimgeht zu den Lüften –
ein Seufzer

ja doch, zu halten
Porphyr, Granit, ein Stück Marmor, Basalt
oder ein Kiesel, ein Flintstein,
da ist alles, so wie es ist,
herzlich willkommen